Deutschland sperrt Zahlungen an Porno-Seiten

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Am 1. Dezember 2025 wird die beschlossene Novelle des deutschen Jugendmedienschutz-Staatsvertrages (JMStV) in Kraft treten. Mit im Paket ist ein rechtliches Instrument, um Kreditinstituten die Abwicklung von Zahlungen an Erotikplattformen ohne AVS zu verbieten. Von dieser Möglichkeit wollen die deutschen Medienwächter offenbar sofort Gebraucht machen. Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) äußerte sich bereits eindeutig gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Dazu gibt uns der neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag das Instrument an die Hand, über Finanzdienstleister Bezahlvorgänge der Seitenbesucher zum Beispiel über Kreditkarten auszusetzen“. Gemeint sind zunächst die Plattformen von Aylo (YouPorn, PornHub), gegen die Sperrungsverfügungen vorliegen, die jedoch weitgehend wirkungslos sind. Zum Aushebeln sind nicht einmal alternative DNS-Server oder VPNs erforderlich, da der Traffic schlicht auf Spiegeldomains umgeleitet wurde (https://medien.epd.de/article/3424),

Datenschutzprobleme von Erotik-Konsumenten bei Gesichtsscan sind KJM-Vorsitzendem völlig egal

Eumann fiel bereits im Vorfeld als Hardliner in Sachen Jugendschutz auf. Auf der Medienkonferenz re:publika äußerte sich Eumann gegenüber Paulita Pappel wörtlich: „Ein solches Datenschutzproblem (bei AVS, d. Red.)im Bekanntenkreis ist mir echt wumpe“. Hintergrund war eine Diskussion über die entsprechende Problematik beim Einsatz geforderter AVS., die auf einen biometrischen Gesichtsscan setzen. Umstritten war Eumann schon zuvor. So wurde ihm bei der Wahl zum des Vorsitzenden der rheinland-pfälzischen Medienanstalt 2018 Klüngelei vorgeworfen. (https://www.deutschlandfunk.de/der-fall-eumann-und-die-folgen-wir-machen-das-anders-100.html)

Auch gegen den Einsatz von Spiegeldomains soll härter vorgegangen werden. Allerdings wird auch dann kein besonderes technisches Fachwissen zur Umgehung von Sperren erforderlich sein. So bringen Browser wie zum Beispiel Opera von Haus ein VPN mit, das sogar per default aktiviert ist und per ausländischer IP-Nummer die erzwungenen Sperren der Provider ins Leere laufen läßt.

Autoritäre Regime als Vorbild ?

Die KJM arbeitet sich bereits seit über 20 Jahren am Thema Altersverifikation ab. Bisher ohne wirklich nennenswerte Erfolge. Vielmehr kann man stets ein Katz und Maus Spiel beobachten, bei dem gerade große Anbieter meist die Nase vorn haben. Oft hat man den Eindruck, die KJM setzt sich gern öffentlich in Szene um die enormen öffentlichen Gelder zu rechtfertigen, die sie seit Jahrzehnten verschlingt. Weiter geht Paulita Pappel in einer Äußerung gegenüber netzpolitik.org : „Netzsperren und das Blockieren von Zahlungsströmen sind Instrumente, wie wir sie sonst nur aus autoritären Regimen kennen“. In der Tat basiert das gesamte Vorgehen der „Saubermänner“ auf Annahmen zur angeblichen Schädlichkeit von Pornographie, die tatsächlich nicht wirklich wissenschaftlich belegt sind.

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