Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen für die Erotikbranche ?

Okt 4, 2023
KI Bilder für Erotik

Also available in: English (Englisch)

Viele Vertreter des Adult Biz sehen das Thema Künstliche Intelligenz mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits bietet die Technologie hervorragende Möglichkeiten, Content praktisch zu Null Kosten zu produzieren. Andererseits sehen viele genau da das Problem.

„AI is the death of porn“

The Spectator

Der britische „The Spectator“ titelte im April diesen Jahres sehr blumig: „KI ist der Tod von Porno“. Darunter folgte eine rührselige Geschichte, in der eine OnlyFans Protagonistin ihre wirtschaftliche Existenz durch KI generierte Bilder bedroht sieht. Der Autor malt ein für die Erotikbranche düsteres Bild, in dem reale durch virtuelle Erotik komplett ersetzt wird. Und damit nicht genug:

„If internet porn was like opium, then AI porn will be like heroin“

The Spectator

Viele würden in seinen Augen ab sofort danach „willenlos süchtig“. Interessanterweise veröffentlicht das US-amerikanische Magazin „WIRED“ fast zum selben Zeitpunkt einen Beitrag mit praktisch gegensätzlicher Aussage.

„When it comes to OnlyFans, humans can outcompete AI“

WIRED

Wenn es um Onlyfans geht, kann der Mensch also die KI ausstechen. Die komplett andere Sichtweise wird wie folgt begründet: „Bei bezahlten Inhalten suchen die Leute mehr als anonyme Bilder. Ki kann das … Verlangen nicht befriedigen“. Kann die Erotikbranche also aufatmen ?

Fakt ist: Im Internet lassen sich seit vielen Jahren Unmengen kostenloser Bilder und Videos mit wenigen Mausklicks finden. Hat dies das Business zerstört ? Wohl kaum. Wer sich die Umsätze von Cam- und Fanseiten oder Amateurportalen ansieht, kommt zu einem anderen Schluß: Die Erotikbranche verändert sich ständig durch den Einsatz neuer Technologien – wie jeder andere Bereich auch. Die Kunden sind fasziniert von dem (scheinbar) persönlichen Bezug zur jeweiligen Darstellerin, manche finden online ihre Bezugsperson als „virtuelle Freundin“ und geben viel Geld aus, um genau diesen Kontakt zu pflegen. Anonymer Content, ob real oder durch KI generiert, kann diese Faszination für den Kunden nicht ersetzen. Ganz im Gegenteil: Je mehr Reizüberflutung durch überall verfügbaren Gratiscontent besteht, umso mehr suchen die Leute nach Inhalten mit persönlichem Bezug.

Amateurcontent als deutsches Phänomen

Bereits in grauer Vorzeit war gerade in deutschen Videotheken ein ganz spezieller Trend erkennbar: Amateurvideos liefen schon zu Zeiten der VHS-Kassetten hierzulande besonders gut. Die Vorstellung, man könnte sehen was sich im Schlafzimmer der Nachbarin abspielte triggerte mehr Kunden als silikonverstärke amerikanische Top-Darstellerinnen. Und dieser Trend hält bis heute an. Selbstverständlich hat Highclass-Content ebenso nach wie vor seine Berechtigung. Jedoch: wer sich ansieht was die KI aktuell schon an Erotik-Bildmaterial ausspuckt, erkennt, dass gerade dieser Bereich davon am einfachsten ersetzt – oder ergänzt – werden könnte.

Vor 100 Jahren fürchteten Sänger die aufkommende Tonaufzeichnung

Oft hilft aber auch ein Blick in die Geschichte. Vor beinah 100 Jahren drängten die ersten Verfahren zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Audio auf den Markt. Bis dahin hatten viele Sängerinnen und Sänger ein gutes Auskommen, da es keine Alternative zu den Live-Auftritten gab. Zwar wurde das erste Grammophon schon Ende des 19. Jahrhunderts zum Patent angemeldet, den Massenmarkt erreichte es aber erst gut 20 Jahre später – und damit die Nerven der live trällernden Branche. Aber ausgestorben ist die Spezies der Sänger bekanntermaßen bis heute nicht – trotz zahlreicher Wechsel der eingesetzten Techniken. Tatsache ist: Die Anzahl der Live-Sänger dürfte zurückgegangen sein, die verbliebenen stießen in Sachen Einkommen schließlich in Dimensionen vor, die sich die ursprüngliche Sängergemeinde wohl nicht zu erhoffen wagte. Zusätzlich entstanden Berufsbilder, die es zuvor nicht gab: Tontechniker mit verschiedenen Spezialisierungen nahmen ihre Tätigkeit auf, dazu entstand rund um das Business geradezu ein bunter Strauß von Jobs in Marketing, Vertrieb, Bewerbung etc. etc. Ingesamt durfte unter dem Strich die Anzahl der im weitesten Sinn mit dem Thema „Gesang“ beschäftigten keinesfalls gesunken sein – eher im Gegenteil ! Neben den neu entstandenen Jobs gab es sicher auch Sänger oder Sängerinnen, die sich nicht an den Markt anpaßten, den Anschluß und damit ihren Job verloren. Ein jüngeres Beispiel sind die inzwischen im Sumpf der (annähernden) Bedeutungslosigkeit versunkenen DVDs oder Blu Ray Discs. Aber ging deswegen die Filmindustrie zugrunde ? Wohl kaum.

Content Produzenten und Darstellerinnen mussten sich immer schon anpassen

KI läutet ein weiteres Kapitel grundlegender Änderung der Technologie ein. Wer sich dem verweigert, kann durchaus Probleme bekommen. Wer dagegen auf den Zug aufspringt und seine Arbeitsweise schneller und flexibler anpaßt als andere, kann davon profitieren. Ähnliche Umwälzungen finden derzeit schon bei Textern in Bezug auf ChatGPT statt. Und: da es leichter geworden ist, kann der Preis für individuellen Text oder Customer Shootings durchaus sinken. Kreative Marktteilnehmer können dies jedoch mit schnellerer Produktion mehr als kompensieren und verdienen so mehr mit KI als zuvor in der Ära ohne die neue Technik.

Verifizierungsmaßnahmen müssen überarbeitet werden

KI kann aber mehr leisten als reine Contentproduktion. Die Verifizierungstechniken werden beispielsweise derzeit bei vielen Cam-Anbietern neu überdacht. Hier gibt es stets das Problem, dass so manch „findige“ Agentur Videos einspeist und den Usern vorgaukelt, ein echtes Camgirl säße vor der Kamera. Admins der Anbieter monitoren deswegen den Livestream und bitten beispielsweise verdächtige Camgirls, eine bestimmte Anzahl der rechten oder linken Hand hochzuhalten um zu beweisen, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut vor der Kamera sitzt. Zwar gibt es auch hier bereits Spezialisten, die für solche Überprüfungen eigens produzierte Videoschnipsel vorhalten, um sie auf Anforderung des Admins abzuspielen. Unter dem Strich hintergehen damit diese Agenturen Cam Anbieter und Kunden gleichermaßen.

Wo heute noch solche Betrugsversuche vergleichsweise leicht durch auffällig Sprünge im Videostream entlarvt werden, kann KI solche Simulationen gewissermaßen auf den nächsten Level heben. Bereits jetzt sind virtuelle Camgirls denkbar, die auf Anforderung praktisch jeden Wunsch von Admin oder Kunde erfüllen können – selbstverständlich ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Dies kann sogar das Cambusiness ergänzen – sofern dem Kunden offen mitgeteilt wird, dass er mit einer KI kommuniziert und sich vielleicht an ihrer virtuellen Masturbation ergötzt. In diesem Fall kann tatsächlich die KI dem ein oder anderem Camgirl den Kunden wegnehmen. Diese Marktveränderung verschiebt also Tätigkeitsfelder – möglicherweise ohne im Gesamten tatsächlich Man- oder in diesem Fall hauptsächlich Women-Power wegzurationalisieren.

Unterm Strich wird sich zeigen, wie und wie rasant KI den gesamten Markt verändern wird. Dass dies stattfinden wird, sollten Alle so früh als möglich realisieren und drauf einstellen.

Dann können wir uns gemeinsam auf einen spannende Zeit freuen, in der die Erotikbranche einmal mehr als „early adopter“ vor vielen Anderen eine neue Technologie nutzt und sie  als Vorreiter zum Nutzen Aller einsetzt. 

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