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Bernhard Bradatsch:
Andreas, also erst einmal freut es mich sehr, dass du zu diesem Interview bereit bist. Praktisch jeder in der Branche kennt Dich seit Jahren als Veranstalter der TES Affiliate Conference. Wir kennen uns sogar schon aus Deiner Zeit davor. Ich kann mich erinnern, dass du in Barcelona bei einem Zahlungdienstleister tätig warst. Das ist mit Sicherheit deutlich über zehn Jahre her. Anschließend hast du die TES aus der Taufe gehoben.
Wie kamst du ursprünglich auf die Idee?
Andreas Bischoff:
Die Idee war eigentlich nicht meine 🙂 Mich hat der Organisator einer anderen Veranstaltung damals angesprochen, ob ich nicht mit ihm zusammenarbeiten wollte, da seine Veranstaltung zu dem Zeitpunkt sehr lokal begrenzt war und ich über ein sehr umfangreiches internationales Netzwerk an Kontakten verfügte. Der Deal ist dann am Ende aber nicht zustande gekommen. Danach habe ich mir gedacht: „Du hast die internationalen Kontake, welche sonst keiner hat – wie schwer kann es sein, ein Hotel anzumieten und ein bisschen Essen und Trinken zu bestellen?“ Daraufhin habe ich dann Anfang 2009 einige Leute in Las Vegas und Phoenix gefragt, ob sie Interesse an einem echten pan-europäischen Event hätten und auf Grund des Feedbacks haben wir dann im Juni 2009 die erste „The Barcelona Summit“ abgehalten, damals noch, wie der Name bereits sagt in Barcelona. Der Name hat sich mittlerweile auf Grund unseres sehr starken Wachstums von damals weniger als 300 Teilnehmern auf heute über 2.000 Teilnehmern pro Event geändert. Ansonsten sind Walter und ich uns aber weitestgehend treu geblieben. Das hoffe ich zumindest.
Bernhard Bradatsch:
Zu Beginn waren wohl Plattform-Betreiber, Zahlungsdienstleister und die damaligen Webmaster die Kernzielgruppe, die euer Event ansprechen wollte. Sind im Lauf der Jahre noch weitere „Verticals“ dazugekommen ?
Andreas Bischoff:
Am Anfang waren in der Tat die Betreiber von Erotik-Internet-Seiten unsere Hauptzielgruppe. Danach kamen dann Betreiber von Online-Dating-Webseiten hinzu, und nach und nach entscheiden sich mehr und mehr Verticals bei uns vorbeizuschauen und die Veranstaltungen werden mehr und mehr zu einem Mix aus nahezu allen „High-Risk-Verticals“ welche es im Internet so gibt.
Bernhard Bradatsch:
In den letzten Jahren hat sich dieser Markt dramatisch verändert. Kannst du kurz sagen, wie sich diese Veränderungen neben der Erweiterung der Verticals in eurem Event widerspiegeln?
Andreas Bischoff:
Naja, den klassischen „Affiliate“ oder „Webmaster“ gibt es heutzutage kaum noch. Seine Rolle wird heute mehr und mehr von „Media Buyern“ ersetzt. Darüber hinaus war 2009 Erotik noch das eigentliche Produkt, womit Erotik-Seiten-Betreiber ihr Geld verdient haben. Heute sind Erotik-Seiten größtenteils leider kostenlos und fungieren nur noch als „Feeder“ oder für die Lead-Generation von anderen Seiten/Produkten. Diese Entwicklung hat bedauerlicherweise extrem viel Kapital aus der Online-Erotik-Branche an sich abgezogen.
Bernhard Bradatsch:
Die TES hat sich über die Jahre auch in ihrer Größe immer weiter entwickelt. Derzeit kommt ihr zweimal im Jahr auf jeweils um die 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ist damit gewissermaßen das Ende der Fahnenstange erreicht oder willst du noch höhere Besucherzahlen anpeilen?
Andreas Bischoff:
Unser derzeitiger Plan ist es, in der Zukunft für die bestehenden Veranstaltungen in Cascais und Prag 2,200 Eintrittskarten anzubieten. Danach könnten dann Nachzügler, welche sich zu spät anmelden, erst einmal nicht mehr an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Was natürlich nicht schön ist. Sollten wir dann sehen, dass die Nachfrage immer 2,300 Tickets ist und das Angebot 2,200, dann würden wir alles so belassen wie es ist. Sollten wir aber irgendwann sehen, dass das Angebot konstant 2,200 Eintrittskarten ist – aber wir irgendwann sagen wir mal konstant bei jeder Veranstaltung 800 Leute auf der Warteliste für eine Eintrittskarte haben, dann würden wir uns schon darum bemühen eine neue Location für 3.000 – 4.000 Teilnehmer zu finden. Aber dies ist alles hypothetisch und ich erwarte nicht, dass wir in diese extrem glückliche Zwickmühle in den nächsten paar Jahren kommen werden.
Bernhard Bradatsch:
Wenn ich mir heute die Eventkalender anschaue, sehe ich in unserem Segment weltweit betrachtet beinahe jede Woche eine Veranstaltung. Ist diese fast schon ein wenig inflationäre Entwicklung ein Problem für die TES ?
Andreas Bischoff:
Das sollte so sein, ist es bei uns aber seltsamerweise überhaupt nicht. Während der Zeit in der TES diesen Monat in Cascais stattfindet, finden nahezu zeitgleich zwei weitere große Affiliate-Konferenzen statt. Man würde also davon ausgehen, dass uns dies negativ beeinflussen würde. Aber das absolute Gegenteil ist der Fall. Wir haben noch nie so viele Business Lounges für Cascais verkauft, wie dieses Mal. Damit hatten Walter und ich definitiv nicht gerechnet. Seltsam, aber wahr.
Bernhard Bradatsch:
Die Vorträge sind offenbar ein zentraler Punkt eurer Veranstaltung. Ich sehe heute im Veranstaltungsplan hochkarätige Rednerinnen und Redner zu den zentralen und aktuellen Themen im Markt, wie z.B. KI, SEO, Affiliatemarketing und vieles mehr. Welche Rolle spielen die Vorträge für den Event ?
Andreas Bischoff:
Vorträge sind natürlich ein wichtiger Bestandteil unserer Veranstaltungen und wir erhalten immer wieder Komplimente für die Qualität unserer Redner. Aber um ganz ehrlich zu sein, wir sind mehr ein Networking-Event als eine Konferenz. Ich sage immer, wenn wir morgen aufhören würden Seminare anzubieten, dann würde uns das bestimmt weh tun, aber nicht vom Markt nehmen. Wenn wir aber morgen das Networking bei unseren Veranstaltungen einschränken würden, wären wir in weniger als 12 Monaten vom Markt verschwunden.
Bernhard Bradatsch:
In der Branche kennt jeder eure Veranstaltung. Aber selbstverständlich ist es immer für alle ganz besonders interessant, auch neue Gesichter zu sehen und damit möglicherweise Geschäftsbeziehungen anzubahnen. Wie sprecht ihr diese an und interessiert sie für eure Veranstaltung?
Andreas Bischoff:
Ganz ehrlich – tun wir nicht. Okay, was ich meine ist, die TES ist ein „Industrie-Projekt“ und zu dem geworden, was sie ist, weil die komplette Branche mitgezogen und mitgeholfen hat. Walter und ich hätten dies definitiv nie alleine hinbekommen. Wie auch? Wir sind ja nur zwei Personen mit 4 Händen und 24 Stunden am Tag. Nein, wie sich die TES am Anfang aufgebaut hat, ist hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Bei der ersten TES waren weniger als 300 Leute. Die haben dann ihren Geschäftsfreunden gesagt, dass wir gut für die Branche sind und dass sie das nächste Mal auch vorbeikommen sollten. Dann hatten wir 400 Teilnehmer. Diese haben dann erneut 100 Geschäftsfreunde mitgebracht und dann waren wir schon bei 500 Teilnehmern und so geht das mittlerweile schon stetig und konstant seit 14 Jahren. Die Branche hat sich glücklicherweise die TES als ihr Zuhause ausgesucht, danach war es dann für Walter und mich „nicht mehr so schwer“. Jetzt nach 14 Jahren haben wir auch angefangen ein bisschen Werbung auf Social Media zu schalten, aber das ist nach wie vor nur ein „Add-On“. Unser Wachstum kommt weiterhin vom positiven Word-of-Mouth in Respekt auf unsere Veranstaltungen innerhalb der weltweiten Affiliate-Industrie.
Bernhard Bradatsch
Im Lauf der Jahre fand die TES in einigen unterschiedlichen Städten statt. Unterdessen haben sich Cascais bei Lissabon und Prag weitgehend als Veranstaltungsorte verfestigt. Im Vorfeld der Termine hattest Du teils auch wieder Sitges bei Barcelona zur Diskussion gestellt, das Votum war aber recht eindeutig. Wird es also auch in Zukunft bei Cascais und Prag bleiben ?
Andreas Bischoff
Wie bereits weiter oben erwähnt, ich denke bis wir zweimal im Jahr die 2,200 Teilnehmermarke konstant bei jeder Veranstaltung durchbrechen, sind wir in Cascais und Prag gut aufgehoben. Aber wir schauen uns natürlich immer nach geeigneten Alternativen zu Cascais und Prag um. Aber ein „Boutique-Hotel“ für mehr als 2,200 Teilnehmer zu finden wo sich die Teilnehmer dann auch wohlfühlen, ist in Europa garnicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag. Aber wie gesagt, sollten wir sehen, dass dauerhaft zu viele Teilnehmer keine der 2,200 erhältlichen Eintrittskarten ergattern können, dann werden wir uns definitiv nach einer neuen Location umsehen.
Bernhard Bradatsch
Andreas, ich danke Dir sehr herzlich für das Gespräch! Wir sehen uns in Cascais !
Andreas Bischoff
Ich habe zu danken! Wir sehen uns in Cascais!
Weitere Infos:
https://tesaffiliateconferences.com/
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