Eronite zählt zu den Fixpunkten der Branche im deutschsprachigen Raum – und darüberhinaus. Seit vielen Jahren publiziert das gleichnamige Online-Magazin News aus der Welt der Erotik für eine treue Fangemeinde.
CASZIN sprach mit dem Gründer und Betreiber Mario Meyer.
Bernhard Bradatsch:
Mario, ich möchte gar nicht nachrechnen, wieviele Jahre wir uns schon kennen. Man kann fast sagen, wir gehören beide irgendwie zum „Urgestein“ der deutschen Online-Erotik-Szene. Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge von Eronite, und wie wir damals auch schon in unserem Fachmagazin BRAD drüber berichteten. Nun sind viele Jahre vergangen und ich freue mich, mich wieder mit dir darüber zu unterhalten. Heute geht es hauptsächlich um euer Euer Online Magazin, das ihr ja seit damals beständig ausgebaut habt. Kannst Du bitte für die CASZIN Leser ganz kurz umreissen, worum es bei Eurem Magazin geht und wie sich alles über die Jahre verändert hat ?
Mario Meyer:
Bernhard, erst einmal vielen Dank für diese Möglichkeit des Interviews in eurem brandneuen Magazin! Ich freue mich immer sehr, wenn alte Bekannte an mich denken und mich zu einer solchen Gelegenheit einladen und/oder um meine Meinung bitten. Du sagst es: wieviele Jahre wir uns bereits kennen, rechnen wir am besten gar nicht erst nach. Sonst kommen wir uns noch älter vor als wir es ohnehin schon sind, vergleicht man uns mit den jungen Leuten, die in die Branche drängen. Auch ich erinnere mich gern an die Interviews und Artikel in der BRAD damals. Überhaupt wart ihr das erste Branchenmagazin, das wir je gelesen haben – mit wertvollen Informationen für uns damals in den Anfängen. Ohne euch wären wir wahrscheinlich niemals auf dem legendären Webmastermeeting in Suderbruch gelandet. 2007 war das, das erst zweite Treffen dort. Damals waren wir noch als reine Webmaster/Affiliates unterwegs, die DVD-Produktion kam erst im Jahre 2009 dazu, nachdem wir ständig gefragt wurden, ob wir nicht auch unser Material, unsere Videos und Fotos, nicht auch dem Endkunden zur Verfügung stellen möchten.
Bis dato hatten wir dies nur für unsere eigenen Seiten und befreundete Webmaster genutzt bzw. zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig, aber auch beständig, haben wir damit begonnen, Neuigkeiten aus der Branche online zu stellen, woraus sich schnell das Erotikmagazin in seiner heutigen Form entwickelte. Ebenso online zum Nachlesen standen und stehen die Erfahrungsberichte der Teilnehmer unserer zahlreichen Fetisch- und Pornocastings. Später kamen ein Beziehungsratgeber hinzu, je ein Männer- und ein Domina-Tagebuch sowie die Ankündigungen der Geburtstage zahlreicher Amateur- und Pornostars. Wir testen Sexspielzeug auf Herz und Nieren, veröffentlichen anschließend die Ergebnisse, geben Tipps und Empfehlungen. Seit kurzem ist das Magazin etwas interaktiver geworden, in unserem „Beichthaus“ können unsere Leserinnen und Leser selbst Geschichten und Geständnisse einstellen, um von anderen für ihre „Missetaten“, Gedanken oder Fantasien Absolution zu erhalten – oder eben auch nicht. Intime Sexbeichten, scharfe Erotikgeschichten, ein Liebeshoroskop sowie Interviews mit Pornostars und -sternchen runden unser Angebot ab.
Der neueste Schrei: in unserer Sektion „Dick-Rating“ können Männer ihr bestes Stück bewerten lassen. Nicht nur einfach so, sondern von unseren Profis mit der Erfahrung aus mehreren hundert Castings. Sogar ein Zertifikat mit einem Siegel stellen wir auf Wunsch aus. Das schlug solch hohe Wellen, dass selbst die BILD darüber berichtete.
Doch am beliebtesten ist unser Erotiklexikon (auch via www.erotiklexikon.com erreichbar), in dem wir mittlerweile über 600 Stichworte bereitstellen. Das nicht nur mit wenigen Worten als Dreizeiler, sondern sehr ausführlich und gut bebildert, so dass sich jeder Leser und jede Leserin einen Eindruck machen kann von dem, was sich in der Porno- und Erotikwelt an Begriffen tummelt, die man normalerweise überhaupt nicht kennt. Jeden zweiten Tag stellt unsere Redaktion dazu ein neues Stichwort online – und haben dafür bereits jetzt bis Mai 2025 (!) vorproduziert.
Sicher, allein kann ich diese Arbeit nicht mehr bewältigen. Und bin froh, dass mich ein 13köpfiges Autorenteam unterstützt, deren Redakteure alle mehr oder weniger regelmäßig für die Eronite schreiben. Das nicht nur auf deutsch, denn seit einigen Jahren bieten wir das Erotikmagazin auch in englischer und spanischer Sprache an. Somit konnten wir unsere Reichweite noch einmal signifikant erhöhen. Allein die deutschsprachige Variante des Magazins lesen mittlerweile bereits 250.000 Männer und Frauen jeden Monat. Übrigens ist ein gutes Drittel unserer Leserschaft weiblich!
Bernhard Bradatsch:
Im Unterschied zu CASZIN richtet ihr Euch ja vorwiegend an die „Enduser“ oder Kunden, die sich für alles Neue aus der Welt der Erotik und speziell der Online-Erotik interessieren. Wie kamst Du eigentlich auf die Idee, mit Eronite ein solches Magazin anzubieten ?
Mario Meyer:
Richtig, ein B2B-Magazin, also eines, das sich nur an Fachhändler und Branchenprofis mit Interna und anderen wichtigen Informationen richtet, sind wir nicht. Unser Leserinnen und Leser sind „Enduser“. Kunden, die man auf der Straße trifft, die sich für Erotik im Allgemeinen interessieren. Quasi wie die Besucher einer Erotikmesse. Affin, aber nicht geschäftlich verbandelt mit der Branche. Wobei natürlich unser Magazin sicher auch für die Profis interessant ist und – wie ich aus persönlichen Gesprächen weiß – ebenfalls von dem ein oder anderen Branchenkenner gern gelesen wird, da wir beispielsweise auch ab und zu über Fachmessen berichten oder daneben News bereitstellen, die eben für alle ein gewisses Maß an Informationsgehalt bieten. Beispielsweise habe ich vor einigen Jahren einmal eine Nachricht von einem international bekannten Pornodarsteller bekommen, der unser Magazin liebt. Einer, von dem ich nicht dachte, dass er unsere kleine Seite überhaupt kennt! Auch von dem Geschäftsführer einer großen, deutschlandweiten Mediengruppe weiß ich, dass er „uns liest“. Das ging und geht natürlich runter wie Öl und solche Dinge sind für mein Team und nicht zuletzt auch mich ein Ansporn, unsere Arbeit mit viel Liebe und Leidenschaft fortzusetzen.
Es gab übrigens nie „diese eine Idee“, ein solches Erotikmagazin anzubieten, wie es jetzt im Internet steht. Es war eine Entwicklung, die so nicht vorherzusehen war, mir aber wahnsinnig viel Spaß macht, da ich sehr gerne schreibe. Wie nur wenige wissen, war ich vor meiner Tätigkeit als Pornograf als Theaterkritiker unterwegs und daher quasi schon immer ein „Schreiberling“. Die Intention, ein solches Magazin auf den Markt zu werfen, entstand im Grunde genommen aus der Idee heraus, Branchennews anzubieten und auch über unsere eigene Filmproduktionsgesellschaft zu schreiben. Alles zusammen wurde immer mehr und es kamen weitere Themenbereiche hinzu, die ich euch in meiner vorherigen Antwort erläutert habe.
Bisher können unsere Leserinnen und Leser auf knapp 5.000 Beiträge (Stand September 2023) zurückgreifen, die wir bisher veröffentlicht haben, und täglich kommen durchschnittlich 2,5 neue Beiträge hinzu. Die Domain eronite.com haben wir übrigens für weitere zehn Jahre im Voraus registriert, wir haben also noch eine Menge vor!
Bernhard Bradatsch:
Ihr bietet Eure Inhalte parallel auf deutsch, englisch und spanisch an. Kannst Du sagen, wie sich Eure Leserschaft anteilsmäßg in etwa aufteilt ?
Mario Mayer:
Meines Wissen nach ist ein solches Magazin, das gleich dreisprachig angeboten wird (eronite.es/.uk/.com), in Europa, ja vielleicht sogar weltweit einzigartig. Es wird auch nicht „on the fly“ beim Aufruf der Website automatisch (und das mehr schlecht als recht) übersetzt, sondern jeder Beitrag ist ein hardkodierter und physisch eigenständiger Artikel. Der Großteil unserer Leser kommt aus dem sogenannten DACH-Raum – also aus D (Deutschland), A (Österreich) sowie der Schweiz (CH). Dieser Anteil beträgt etwa 85%, der Rest teilt sich auf die anderen Sprachen englisch und spanisch auf. Weitere Sprachen sind übrigens nicht geplant, da wir diesbezüglich bereits jetzt am Limit arbeiten. Schließlich sind wir, wie man so schön im Printbereich zu sagen pflegt, unabhängig, überparteilich und frei. Wir finanzieren uns ausschließlich über Werbung. Das ist nicht immer einfach, soll aber so bleiben. Freiheit ist uns wichtig. Wir wollen das schreiben (können und dürfen), was wir möchten. Auch wenn das manchmal unbequem sein kann in jeder Hinsicht und für jeden Protagonisten.
Bernhard Bradatsch:
Hast Du heute noch neben Eurem Online Magazin Eronite andere Ambitionen im Online Erotik Sektor ?
Mario Meyer:
Nun ja, wir bieten weiterhin mit einem in die USA ausgewanderten Erotikstar unsere Pornocastings an. Hierfür kann sich jeder Interessierte, der einmal in die Branche hineinschnuppern möchte, bei uns bewerben, um sich dann beim Casting zu beweisen an einem professionellen Filmset. Für viele (Männer) ist es ein Traum, wenigstens einmal in ihrem Leben in einem echten Sexfilm mitgewirkt zu haben. Und auch wenn wir nicht mehr (viel) selbst produzieren, so können wir aufgrund unserer guten Kontakte und unseres weitverzweigten Netzwerks die besten Bewerber an große Erotikfilmproduktionsfirmen vermitteln, die immer auf der Suche nach neuen Darstellern sind. Gleiches gilt für Frauen, wobei sich naturgemäß circa 50 mal mehr Männer bei uns bewerben. Aber ganz ehrlich: für die meisten bleibt das ein Traum, weil sie die Arbeit unterschätzen, die eine solche Tätigkeit mit sich bringt. Und nicht den Deut einer Ahnung davon haben, wie es ist, vor der Kamera Sex haben zu müssen, wenn während des Aktes ein ganzes Team aus Kameraleuten, Beleuchtern, Tonassistenten, Visagistinnen, Produktionleiter, Regie- und Regieassistenz und andere Darsteller um einen herumspringt. Und das bei voller Beleuchtung wie auf dem Rollfeld eines Flughafens. Romantisch ist diese Atmosphäre nämlich nicht gerade.
Gern würde ich auch unseren Youtube-Kanal (www.eronite.tv) wieder regelmäßiger bestücken und mehr Interviews führen oder von skurillen Bewerber-Schreiben berichten, aber da fehlt eines momentan sehr: Zeit.
Bernhard Bradatsch:
Ich habe gesehen, Du publizierst auch zum Thema KI. Das Thema spielt ja auch immer stärker in den Erotiksektor und in den Bereich Content hinein. Hast Du Dich gewissermaßen mit der Schnittmenge aus Beidem auch schon beschäftigt ?
Mario Meyer:
Die künstliche Intelligenz ist nicht mehr wegzudenken, auch nicht aus unserem Tätigkeitsfeld. Wie wir sie jedoch einsetzen, ist unterschiedlich. So bekam ich erst vor zwei Tagen eine Email von einem unserer Stockfotodienstleister (Stockfotos sind für verschiedene Zwecke lizenzierbare Fotos, Videos und Illustrationen), dass er sein Angebot zum kommenden Monat einstellen wird (oder muss), da die KI ihm mittlerweile den Rang abgelaufen hat. Er musste eingestehen, dass die KI teilweise sogar qualitativ bessere Fotos als Fotografen produziert. Zu einem Bruchteil des Preises versteht sich.
Bei uns ist es so, dass wir weiterhin auf menschliche Autoren setzen. Das hat zum einen ethische und loyale Gründe, zum anderen mag die KI die Erotik nicht. Bei vielen Texten, die erstellt werden könnten, schwingt die Moral mit und „Hardcoretexte“ können mit der künstlichen Intelligenz einfach (noch) nicht unserem Anspruch entsprechend erstellt werden. Bis eines Tages auch hierfür eine Datenbank programmiert werden wird. Der Nachteil ist, solange es keine Superintelligenz geben wird (was ich hoffe, wie ich es in meinem Buch – erhältlich auf www.mariomeyer.com – beschrieben habe), dass die KI nur aus Datenbanken gepeist wird, deren Inhalte bereits bekannt sind, und nicht wie ein menschliches Hirn neue ersinnt.
Dennoch greifen wir in der Redaktion auf die Hilfe der KI zurück. Zum Generieren von passenden Bildern, für Beschreibungstexte oder zur Ideenfindung, denn bei durchschnittlich zweieinhalb neuen Beiträgen pro Tag müssen einem viele neue Themen in den Sinn kommen. Und das nicht nur für wenige Woche, sondern über Jahre und Jahrzehnte hinweg.
Bernhard Bradatsch:
Du hast Dich ja vor langem schnon entschieden, Deinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in ein anderes Land zu verlegen. Kannst Du kurz umreissen wie es zu der Entscheidung kam, hast Du es jemans bereut ?
Mario Meyer:
Zuerst zum letzten Teil der Frage: nein, bereut habe ich diesen Schritt weder beruflich noch privat zu keinem einzigen Zeitpunkt. Das Leben außerhalb Deutschlands ist einfach entspannter, die Menschen erscheinen trotz oftmals geringerer monetärer Mittel glücklicher und sind herzlicher. Die Entscheidung im Jahre 2012, die Heimat zu verlassen, entsprang der Idee, woanders besser Fuß fassen zu können in der Branche, denn in der Bundesrepublik werden Selbständigen oder Unternehmern oft Steine in den Weg gelegt, ja regelrecht Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Sicher, hier im Ausland muss man auch Steuern bezahlen wie fast überall auf der Welt, aber ich möchte mich auf mein Kerngeschäft konzentrieren können ohne Nebenkriegsschauplätze, die von (deutschen) Finanzämtern oder Jugendschutzbehörden, Gewerkschaften, Berufsgenossenschaftern oder Wichtigtuern bei Gewerbeämtern & Co. oftmals grundlos eröffnet werden. Ich möchte leben und arbeiten ganz nach dem Motto „Zahl deine Steuern und wir lassen dich in Ruhe“. Das geht leider in Deutschland nicht (mehr) und so war es der logischste Schritt, das Land zu verlassen.
Im Grunde genommen hätten wir das nur schon früher tun sollen! Wenn ich hierzulande andere (deutsche) Auswanderer frage, wohin sie gingen, kämen sie hier nicht mehr zurecht, bekomme ich oft die gleiche Antwort: „Wohin wir gehen würden, wissen wir nicht. Aber wir wissen, wohin wir nicht (zurück)gehen würden: Deutschland.“ Das sagt doch alles, oder?
Bernhard Bradatsch:
Mario, vielen herzlichen Dank für die umfangreichen Infos und das nette Gespräch, das ich gern für zukünftige Ausgaben von CASZIN später auch mit dir fortsetzen möchte.
Mario Meyer:
Lieber Bernhard, auch ich bedanke mich herzlich und freue mich ebenso auf eine weitere Zusammenarbeit mit der CASZIN – wie du weißt, du kennst mich schon lange, bin ich diesbezüglich zu jeder „Schandtat“ bereit und gebe immer gern meinen Senf oder meine Meinung dazu, wenn ich gefragt werde. Und manchmal sogar ohne das. 😉
Weitere Infos:
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