AVS-Zwang in Großbritannien: was hat es gebracht ?

ofcom UK

Also available in: English (Englisch)

Seit Juli ist jetzt ein AVS Pflicht für Seiten, die Erotik in Großbritannien anbieten. Hat sich er Aufwand gelohnt ? Bereits im Vorfeld war die Maßnahme war die Maßnahme hart kritisiert worden, weil sie sich unter anderem auch gegen Reddit und Discord richtete. Entsprechend wurde auch einen Petition gegen den Zwang zum AVS gestartet (CASZIN berichtete). Doch es half alles nichts, und jetzt sonnt sich die britische Regulierungsbehörde „Ofcom“ in ihrem angeblichen Erfolg. Zumindest werden nach eigenen Angaben die großen Seiten, etwa von Aylo, seither deutlich weniger besucht.

Erfolg oder Scheinerfolg ?

Damit drängt sich die Frage auf: war das Ziel tatsächlich eine sichere Altersprüfung der Besucher – oder gar schlicht ein begrenzter Zugriff für Alle auf die entsprechenden Seiten und damit eine Bevormundung von Erwachsenen ? Ganz sicher war das angegebene Drittel der Besucher (um diesen Wert reduzierten sich angeblich die Zugriffe seit Einführung der Zwangsmaßnahme) nicht minderjährig. Viel wahrscheinlicher erscheint ein anderes Szenario: Über Suchmaschinen lassen sich innerhalb von Sekunden auch aus UK Seiten finden, die auch weiterhin Hardcore ohne jede Kontrolle anbieten. Die User weichen also einfach aus – und stoßen dabei mit Sicherheit auch auf Inhalte, die sie auf den immerhin nach bestimmten Kriterien reglementierten Seiten von Aylo nicht finden würden. Darüberhinaus erfreuen sich VPN Dienste – die teils völlig kostenlos zur Verfügung stehen – auch in Großbritannien größter Beliebtheit. Wer diese Tools nutzt hat freien Zugriff ohne AVS, verschleiert seinen tatsächlichen Standort und erhöht gleichzeitig automatisch den Schutz seiner Privatsphäre. Das eigentlich Erstaunliche an den von Ofcom angegebenen Zahlen ist damit viel mehr: Rund zwei Drittel der Millionen und Abermillionen Besucher von Pornhub & Co. haben demnach für den Zugriff auf die Seiten ihre Identität preisgegeben, Fotos ihrer Personalausweise hochgeladen oder ihr Gesicht scannen lassen. Dies erscheint tatsächlich sehr hoch – verbunden mit den Bedenken, persönlichste Angaben für den Zugriff auf Pornos machen zu müssen. Zählt man diejenigen hinzu, die eine der oben beschriebene Maßnahme nutzen um die Einschränkungen zu umgehen, wäre auch ein ganz anderes Szenario denkbar: Machten die harten Maßnahmen und die damit verbundene breite Berichterstattung in den Medien – verbunden mit dem „Reiz des Verbotenen“ – Erotikseiten in Großbritannien noch präsenter und begehrter – und damit in realen Zahlen besser besucht als zuvor ? Es wäre nicht das erste mal dass tatsächliche oder angebliche Jugendschützer genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie zumindest angeblich beabsichtigen.

Mehr Infos: